Gerade bei der Lektüre von "Niklas Luhmann, Einführung in die Systemtheorie" gefunden:
>> Eine ähnliche Frage ist für ein amerikanisches Projekt über mittelalterliches Theater relevant -- jedenfalls versuche ich, diese Frage in die Diskussion dieses Projektes hineinzubauen --, nämlich die Frage, welche historische Bedeutung ein Theater hat, das auf Plätzen gespielt wird, auf denen es keine klare Trennung von Bühne und Zuschauer gibt, in dem die Story, die Plots -- zumeist aus der Geschichte, vielfach Heldengeschichten -- und auch die Körperbewegungen bekannt sind und in dem man nun erkennen kann, was die Körper, die man sieht, im Raum sehen und was sie nicht sehen -- bis hin zu komplizierten Täuschungsstorys bei Shakespear zum Beispiel (Hamlet). Der Zuschauer sieht, dass die Leute etwas nicht wissen, was er schon weiß, oder dass ein Teil der Charaktere auf der Bühne etwas weiß, was andere nicht wissen, und dann anfängt zu täuschen. Die ganze Dramaturgie läuft über das Prozessieren von Täuschungen, inklusive der Vortäuschung von Motiven und von Sozialverhältnissen. Das führt bei Racine sehr deutlich bis zur Auflösung einer garantierten Sozialordnung. Man könnte Theatergeschichte unter der Gesichtspunkt der Herausdifferenzierung einer besonderen Sozialdimension gegenüber dem Berufs- und Körperverhalten in bekannten Geschichten schreiben.<<
Was hier interessant erscheint, ist die Frage in wie fern sich ein an sich sinnhaft vollständiges (Syntagmatisches) polykontexturelles System von außen in seiner kompletten polykontexturalität beobachten lässt und in wie fern diese Form der Beobachtung an sich, losgelößt von dem beobachtetem System selbst in dem Beobachter eine Form der Wahrheit konstruiert, wie von der Wahrheit innerhalb des Spielsystems zu unterscheiden lässt. Weiterhin wäre hier im Rahmen des Realtheaters zu sehen, wie sich durch die Verschränkung der Beobachteten und der Beobachtenden Systeme eine völlig neue Realität -- möglicherweise bis hin zu einer möglichen Cantorschen Diagonalisierung der Sozialverhältnisse -- produzieren lässt.